Die Ausdehnung des Freihandels bzw. der Abschluß von TTIP (Transatlantic Trade and Investment
Partnership) ist zweifellos ein wichtiges Mittel, um Wachstum und Beschäftigung in Europa zu fördern, speziell in Zeiten, in denen die Spielräume der Fiskal- und
Geldpolitik immer enger werden. Allerdings gilt es für die Europäer (Politik und Wirtschaft) auch, gut auf die Wirkungen des Abkommens vorbereitet zu sein. Es müssen die Grundlagen der
europäischen Wirtschaft zielgerichtet entwickelt werden, um möglichst viel der zu erwartenden Einkommens- bzw. Wohlfahrtseffekte in Europa zu halten, und auch innerhalb Europas optimal zu
verteilen. Die entscheidende Frage hier: Gibt es dafür eine konzise Strategie der Europäischen Union?
Ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist die Produktivität der europäischen Wirtschaft, speziell relativ zu jener der USA. Produktivitätsunterschiede spielen eine entscheidende Rolle in der
Formation und für die Richtung von Handelsströmen: Länder bzw. Wirtschaftssektoren mit den größten Produktivitätsvorteilen dominieren den bilateralen Handel. Auch wenn man grundsätzlich zwischen
einzelnen Industrien bzw. Wirtschaftssektoren differenzieren muß, lassen sich aktuell generell deutliche Produktivitätsunterschiede zwischen dem EU-Raum und den Vereinigten Staaten feststellen.
Selbst gegenüber der leistungsstärksten EU-Volkswirtschaft, Deutschland, gibt es einen deutlichen Vorsprung der USA in der Arbeitsproduktivität von rund 3%-Punkte (Quelle: US-Bureau of Labor
Statistics, 2015). Auf diese Unterschiede muß noch im Vorfeld des Abkommens von der EU und den einzelnen Mitgliedstaaten mit starken strukturpolitischen Impulsen und massiven Investitionen in das
europäische Innovationssystem reagiert werden.
Wenn die richtigen Rahmenbedingungen rechtzeitig durch die EU geschaffen werden, kann TTIP dazu beitragen, die Wachstumsschwäche der europäischen Volkswirtschaften zu beenden. Aktuell sind die Wachstumsaussichten für den EU-Raum auch für die nächsten Jahre nicht ermutigend. Dies gilt speziell auch für Österreich, dessen Exporte zudem seit einigen Jahren eher stagnieren (Quelle: WIFO 2015 bzw. Statistik Austria 2015). Impulse (auch von außen) werden also dringend benötigt, um wirtschaftlich wieder Geschwindigkeit aufzunehmen und ua auch den Trend am heimischen Arbeitsmarkt umzukehren.